Alans Blog

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emby.media Medienserver

Ich hatte in den letzten Tagen ein paar Minuten Zeit und habe den emby.media Medienserver (auch bekannt als "MediaBrowser") ausprobiert. Ansonsten läuft hier Plex ganz zufriedenstellend, aber Plex hat diverse Nachteile: es ist nicht OpenSource, sondern kommerziell, und DVDs und BluRays mag Plex nur in Form von .mkv-Dateien, nicht aber als ISO oder Verzeichnisstruktur. Außerdem ist Plex extrem wählerisch bei der Benennung von Verzeichnissen und Dateien für TV-Serien. CSI Las Vegas erkannte Plex beispielsweise nur in genau einer einzigen Schreibweise, die noch nicht einmal logisch erschien. Das macht das Befüllen des Plex-Servers natürlich sehr aufwendig.

Kommen wir nun zu Emby. Die Installation ist ein Kinderspiel: Installer herunterladen, ausführen, der lädt einiges aus dem Internet nach, und nach wenigen Minuten ist man in der verständlichen Konfigurationsoberfläche, die per Browser bedient wird. Man kann Emby auch als Windows Service starten, ich habe das aber zunächst als Benutzeranwendung laufen lassen.

Positiv ist auf jeden Fall die kinderleichte Konfiguration; ich habe nach der Erstellung eines Nutzerkontos zunächst einige Verzeichnisse mit Musik hinzugefügt, Videos oder Bilder standen auf dem Testgerät nicht zur Verfügung. Danach habe ich aus dem Android AppStore die App "Emby for Android" von Emby Media installiert; das einzig Verwirrende daran ist, daß die App sich selbst als "Media Browser" installiert. In der App verbindet man sich mit dem Server (Benutzernamen und Kennwort von der Server-Installation merken), und schon hat man in einer relativ übersichtlichen Oberfläche Zugriff auf alle Medien (in diesem Fall Musik).

Plex ist in der Präsentation ein bißchen schicker, aber um schick ging es nicht, sondern um Features. Eine Wiedergabe aus der Emby-App auf dem Chromecast-Stick war ebenso problemlos möglich wie auf dem Smartphone selbst. Die App reagiert zügig, für bekannte Künstler (also die, die Emby kennt, nicht die, die berühmt sind) stellt Emby ein Profilbild und einen kurzen Text zur Verfügung.

Der Funktionstest verlief also soweit prima. So schnell war ich mit Plex nicht im Geschäft (auf dem damaligen Testrechner waren allerdings auch 15.000 MP3s und nicht nur 300 wie auf dem Emby-Testrechner).

Nach wenigen Minuten hakte es allerdings an der ein oder anderen Stelle: sperrt man das Mobilgerät (oder sperrt es sich selbst), verliert es die Verbindung mit dem Chromecast und dem Server. Interessanterweise spielt der Chromecast unbeirrt weiter, sogar den jeweils nächsten Titel in der Playlist, aber eine Bedienung vom Smartphone aus ist dann nicht mehr möglich. Das ist natürlich ärgerlich, denn mit YouTube und Plex funktioniert das vollkommen reibungslos. Ich mußte die App manuell aus den Android-Einstellungen beenden und mich danach erneut mit dem Chromecast verbinden, was natürlich die laufende Wiedergabe abrupt beendete. Das ist unschön.

Ein weiteres interessantes Feature ist der Kamera-Upload, den man auf dem Emby-Server für das jeweilige Endgerät aktivieren kann. Man gibt ein Verzeichnis an (das kann, wie alle Emby-Verzeichnisse, sogar eine beliebige Laufwerksfreigabe sein), und schon werden die Bilder vom Mobilgerät auf den Server synchronisiert. Man kann sogar je Endgerät ein eigenes Verzeichnis angeben, so daß der ganze Streichelzoo an Smartphones und Tablets seine Fotos sichern kann. Soweit die Theorie.

Praktisch funktioniert der Kamera-Upload leider nicht richtig. Ich habe mehrere Ordner auf dem Smartphone, standardmäßig landen Kamera-Bilder in einem anderen Ordner als Screenshots, das ist bei meinem Smartphone so vorgegeben und ist mir auch relativ egal. Die Screenshots liegen unterhalb von "Pictures", die Kamerabilder unterhalb von "DCIM". Außerdem habe ich selbst diverse Unterordner unterhalb von "Pictures" angelegt. Emby (bzw. die App) erlauben es nicht, die zu synchronisierenden Ordner auszuwählen, und so ist es offensichtlich reiner Zufall, daß Emby nur zwei Unterordner von "Pictures" synchronisiert hat, einmal ein paar Bilder aus dem Ordner "Screenshots", und wahllos einen anderen Ordner, in dem bestimmt keine Kamerabilder liegen. Server und Smartphone laufen seit mehreren Stunden im selben Netz, aber mehr als die paar Bilder wurden bisher nicht synchronisiert. Das macht die Funktion für mich relativ unbrauchbar.

Außerdem ist der Bild-Browser in der Emby-App sehr unübersichtlich; liegen in einem Ordner ein paar hundert Bilder, zeigt Emby sie alle als Symbol an, aber nicht so übersichtlich wie bspw. QuickPic, meine bevorzugte Android-Bildbetrachtungs-App. Die Sortierung der Bilder ist, trotz Auswahl "nach Dateinamen", rein zufällig, was darauf hindeutet, daß der Sortieralgorithmus nur die ersten paar Buchstaben berücksichtigt. Man kann anscheinend auch keine Slideshow starten, und betrachtet man einzelne Bilder, werden auf einem Drittel des Displays die Metadaten des Bilds angezeigt, und das Bild selbst läßt sich weder als Vollbild anzeigen noch zoomen oder drehen.

Vorläufiges Fazit: Prinzipiell ist Emby ein interessanter Medienserver, zumal er neben Windows auch für OS X, Linux, FreeBSD und sogar NAS-Laufwerke verfügbar ist und Apps neben Android und iOS sogar für Windows 8/RT und Windows Phone existieren. Leider haken einige essentielle Dinge noch, und damit meine ich nicht die nette (aber mysteriöse) Zusatzfunktion des Kamera-Uploads. Eine App, die beim Sperren des Smartphones die Verbindung zum Server und zum Chromecast verliert, ist für mich leider unbrauchbar. Ich hoffe also auf baldige Behebung dieser (und anderer) Bugs, dann kann ich Emby uneingeschränkt empfehlen. Ich bleibe dran. Und bis dahin bleibe ich erstmal bei Plex.