Alans Blog

Internet, Technik, Software, Elbmarsch.

Bandsalat bei digitalen Videorecordern

Ich nehme seit fast 15 Jahren Video digital auf, und das war damals gar nicht so einfach. Man brauchte einen gehackten Receiver (in meinem Fall zuerst eine Dbox 1, dann eine Dbox 2), eine spezielle Software auf dem damit verbundenen Computer und bei der Aufnahme viel Geduld, denn wenn man parallel am Computer arbeitete, war die Aufnahme hinterher oft unbrauchbar. Etwas später folgten Videorecorder auf Basis von Linux-PCs, die man mit einer Empfangskarte ausrüstete. Eine solche Konstruktion auf Basis eines 600-MHz-PCs mit 512 MiB RAM und einer 120-GB-Festplatte tat bei mir über ein Jahrzehnt gute Dienste. Alle paar Wochen hängte sich die Kiste auf, aber das dürfte an der alten Software (c't VDR 0.9) oder der alten Hardware gelegen haben. Dafür konnte ich Aufnahmen aus der Ferne programmieren (sogar von einem Internet-Terminal in einem norwegischen Einkaufszentrum aus; liebe Kinder, das war viele Jahre vor der Einführung von Smartphones oder halbwegs erschwinglichen Datentarifen fürs Handy). Auch konnte man automatische Aufnahmen programmieren: man trug den Suchbegriff in eine Liste ein, und ab sofort nahm der Recorder alles auf, was diesen Begriff im Titel oder der Beschreibung enthielt. Nie mehr eine interessante Sendung verpassen!

Und dann kam HD-Fernsehen. Dazu war die alte Kiste leider nicht mehr geeignet, die Empfangskarte konnte nur SD, die Hardware war zu langsam und die Platte zu klein. Also mußte etwas Neues her.

Als erstes, vor ungefähr sieben Jahren, ein HD-Kabel-Receiver von Vantage. Das Ding war so teuer, daß ich auch einen neuen Linux-Recorder hätte bauen können, aber der Vantage war schicker und kleiner. Nur leider funktionierten die Aufnahmen nie richtig, das Bild fing jedesmal an zu ruckeln, wenn man etwas in HD aufzeichnete. Bei einem Freund lief das Gerät einwandfrei, und solange ich nichts aufzeichnete, lief es auch an meinem Kabelanschluß ruckelfrei. Hinzu kam allerdings noch eine miserable Fernbedienung, die alle zwei Wochen neue Batterien (Knopfzellen) brauchte. Also verstaubte das Teil im Regal, nur für Fußball (WM oder EM) wurde es in Betrieb genommen. Die Aufnahmen erledigte weiterhin der Linux-VDR, nur eben leider nicht in HD.

Einige Jahre später meldeten meine Eltern Bedarf an einem neuen Sat-Receiver an, und ich sah meine Chance gekommen, dort einen HD-fähigen VDR zu installieren. Nach einigen Recherchen fiel die Wahl auf den TechniSat TechniStar S1. Die Oberfläche war etwas unschick, der EPG zeigte immer nur die Programme des aktuellen Transponders, aber die Aufnahmen funktionierten einwandfrei. Als allerdings die erste Platte zu rund 90% gefüllt war, meldete das Gerät lapidar "keine Platte gefunden". Zu einer ausführlichen Fehlersuche blieb damals keine Zeit, aber eine neue Platte funktionierte einwandfrei. Insofern lief alles ganz ordentlich, der alte Linux-VDR geriet langsam in Vergessenheit, nur für den Autotimer wurde er noch angelassen.

Irgendwann war die zweite Platte voll, und da externe 2,5"-Platten quasi nichts mehr kosten, wurde einfach eine neue drangehängt. Auch die lief einwandfrei. Doch die dritte oder vierte mochte die Kiste nicht mehr. Fast baugleich mit den bisher verwendeten Modellen, aber der Receiver erkannte sie einfach nicht. Am PC formatiert, partitioniert, alles probiert: der Receiver weigerte sich, die Platte auch nur zu erkennen. Ein anderes Modell eines anderen Herstellers funktionierte aber überraschenderweise. Gut, Receiver sind auch nur Menschen, und die neue Platte ging ja. Doch nach wenigen Wochen, die Platte war maximal zu 10% gefüllt, erkannte er auch diese Platte nicht mehr. Die alten gingen noch, waren aber voll, die neue erkannte er aber nicht mehr. Seitdem klemmt als Notlösung ein Kingston 128GB USB-Stick am Receiver, damit man wenigstens gelegentlich etwas aufnehmen kann. Reicht bei HD natürlich nicht weit.

Also sollte ein neuer VDR her. Linux...? Dreambox? Vu+! Die Geräte von Vu+ gelten als gut modifizierbar, es gibt diverse Firmwares dafür, und der Solo (nicht Solo+, nicht Solo2) ist inzwischen halbwegs erschwinglich. Bestellt, angeschlossen, WLAN-Adapter in den USB-Port und - läuft. Die Bedienoberfläche ist wenig stilvoll, aber es soll ohnehin eine andere Firmware drauf. Erster Schritt: Bootloader aktualisieren, das ist schnell erledigt. Zweiter Schritt: VTi 8.0. Geht auch fix, aber während der Installation des WLANs hängt sich die Kiste reproduzierbar auf. Irgendwann flimmert eine Linux-Text-Fehlermeldung über den Fernseher, und ganz ehrlich: wäre ich nicht so ein geduldiger Mensch, wäre der Receiver zu diesem Zeitpunkt aus dem Fenster geflogen.

Also zweiter Versuch: Black Hole 2.x (aktuelle Version). Und, siehe da, WLAN läuft. Ich konnte sogar erfolgreich einige Black Hole Apps installieren, aber was nicht klappen wollte war das Streaming auf andere Geräte. Gut, das wäre die Kür gewesen, aber die Bikdschirmmeldungen klangen relativ simpel und nachvollziehbar, der DLNA-Server war auch da, lieferte aber keinen Livestream.

Nächste Übung: externes Medium anschließen für Aufnahmen. Stick in den vorderen Slot, und sofort kommt die Meldung: "keine Daten zur Wiedergabe gefunden". Ist ja auch OK: der Stick ist leer. Also die Aufnahme-Taste gedrückt: "kein Medium für Aufnahmen vorhanden" - bitte?

Also durch die Menüs geblättert. Lösung des Problems: Stick wieder abziehen, Receiver neu starten (warum auch immer?), dann zuerst das Formatierungsmenü öffnen, den Assistenten starten, nach Aufforderung den Stick wieder einstecken und ihn von der Box formatieren lassen. Das fand dann auch statt, zumindest kam die übliche Linux-Konsolen-Meldung, daß jetzt etwas formatiert wird - und die blieb dann da. Die Kiste ließ sich viel Zeit und reagierte auf nichts mehr. Nach 30 Minuten war ich der Meinung, daß sie ihre Chance gehabt hatte und zog den Stecker.

Gut, daß der alte Linux-VDR noch läuft.

Fortsetzung folgt...