Alans Blog

Internet, Technik, Software, Elbmarsch.

Adblocker-Blocker auf bild.de und geo.de deaktivieren

Die Adblocker-Geschichte ist jetzt endgültig eskaliert. Der Springer-Verlag hat mindestens eine Privatperson abgemahnt, die auf Youtube erklärt hat, mit welchen (simplen) Mitteln man die Adblocker-Erkennung auf bild.de umgehen kann (und somit weiterhin die dortigen - nunja... soll man es tatsächlich "Inhalte" nennen? - ohne lästige Werbung mit all ihren Nachteilen lesen kann).

Inzwischen hat außerdem mit dem Online-Auftritt von GEO aus dem Gruner+Jahr-Verlag ein weiterer Anbieter eine Anti-Adblocker-Sperre installiert, die technisch betrachtet ebenfalls ein schlechter Scherz ist.

Das bedeutet für mich: jetzt erst Recht! Ihr wollt Streit? Den könnt Ihr haben! Solange Ihr nicht in der Lage seid, Euren Kunden ein angemessenes Angebot ohne Werbung zu bieten, werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, daß jeder Nutzer auch mit einem Adblocker alles lesen kann, was er möchte, so lange es nicht hinter einer Paywall verborgen liegt. Ach, Ihr habt Angst davor, daß keiner für Eure Inhalte zahlen würde? Das tut mir aber Leid... Nicht.

Wie hieß es schon so schön vor rund 25 Jahren? Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Kommen wir nun also zum Eingemachten.

Wie umgehe ich die Sperre auf bild.de?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist, uBlock Origin zu verwenden und neben den üblichen Filterlisten wie "EasyList" und "EasyList Germany" auch die neue Filterliste "Anti-Adblock Killer | Reek" zu installieren.

Ich habe heute diverse Experimente und diverse Kombinationen von Filterlisten verwendet, und ich habe es bei keiner Einstellung geschafft, das Warnfenster von bild.de zu provozieren, daß man doch bitte seinen Adblocker deaktivieren solle. Es kann also sein, daß uBlock Origin noch gar nicht erkannt wird - bei mir hat es tatsächlich ausgereicht, die EasyList und die EasyList Germany zu nutzen (ohne die Anti-Adblock-Killer-Liste), und bild.de war werbefrei voll zugänglich (natürlich außer Bild Plus).

Etwas aufwendiger ist es, das Plugin RequestPolicy zu verwenden und dieses Plugin anzuweisen, von bild.de aus ausschließlich die Domain bildstatic.de (und bei Bedarf zusätzlich youtube.com) zuzulassen. Auch dann bleibt - trotz aktiviertem JavaScript - die Seite vollkommen lesbar. Ob sich das lohnt, muß jeder selbst wissen, ich war in den letzten Tagen ausschließlich aus technischen Gründen dort und weiß jetzt, warum ich die Seite sonst nie besuche. Das sind Inhalte von und für Bildungsferne.

Technisch gesehen funktioniert die Sperre von bild.de vermutlich so, daß bild.de ein DIV-Overlay mit ausliefert, das die Inhalte abdeckt, und dann ein JavaScript nachlädt, das die Werbung anzeigt und als "Entschädigung" das DIV-Overlay wieder entfernt. Das, liebe Amateure von Springer, ist kein Schutz, das ist bestenfalls ein Witz, zumal Euer Witz weder mit uBlock Origin noch mit RequestPolicy funktioniert.

Zusätzlich lädt bild.de bis zu zehn Werbenetzwerke und Tracker nach, was man mit Ghostery schön beobachten kann. Es empfiehlt sich also, zusätzlich entweder Ghostery laufen zu lassen oder die entsprechenden Filter auch in uBlock Origin zu aktivieren. Diese Tracker-Pest kann sonst wirklich lästig werden, man weiß ja vor lauter Trackingcookies irgendwann nicht mehr, wo vorn oder hinten ist.

Hier, der Vollständigkeit halber, der Adblock-Blocker-Entfernungs-Code aus der Anti-Adblock Killer Liste von Reek:

https://github.com/reek/anti-adblock-killer/blob/master/anti-adblock-killer-filters.txt

! bild.de
! https://github.com/reek/anti-adblock-killer/pull/687
@@||bild.de^$elemhide
@@||sascdn.com^$domain=bild.de
@@||smartadserver.com^$domain=bild.de

Wie umgehe ich die Sperre auf geo.de?

Hier scheint es derzeit keine Abhilfe mit den existierenden Filterlisten von uBlock Origin zu geben, aber es genügt, manuell folgende Filterzeile zu uBlock Origin hinzuzufügen:

||laterpay.net^$domain=geo.de

Dies verhindert (erfolgreich), daß geo.de eine kleine Umleitung über laterpay.net nimmt. Der "Schutz" scheint dort folgendermaßen zu funktionieren: jede von geo.de geladene Seite versucht den Browser auf laterpay.net umzuleiten, und laterpay.net lädt dann dieselbe Seite von geo.de erneut, blendet über den Inhalten aber ein Fenster mit der "Zahlungsaufforderung" ein. Verhindert man also den Zugriff auf die Domain laterpay.net, sind die Inhalte auch ohne Werbung frei zugänglich. Der schlechteste Teil des Witzes ist aber der aufgerufene Preis für einen "werbefreien" Genuß der Seite: Gruner und Jahr ist tatsächlich der Auffassung, daß die potentielle Kundschaft bereit ist, zwischen 260 und 365 Euro pro Jahr (!) für den Besuch von geo.de zu zahlen. Das kann nur ein Scherz sein, alternativ bleiben nur Arroganz oder Blödheit. Liebe Anbieter, ich hatte Euch in meinem letzten Artikel aufgefordert, mir ein angemessenes Angebot zu unterbreiten. 260 Euro pro Jahr sind nicht angemessen, das ist größenwahnsinnig. Ja, bei 40-60 Euro pro Jahr für eine wirklich informative Seite, da könnten wir drüber reden. Aber 260 Euro für ein paar Klickibuntibildchen und ein paar belanglose Texte? Hahaha, witzig!

Da es ausreicht, dem Browser den Zugriff auf laterpay.net zu untersagen, läßt sich geo.de auch mit Hilfe von RequestPolicy benutzbar machen. Es reicht, wie bei bild.de, RequestPolicy so zu konfigurieren, daß die Domain laterpay.net von geo.de aus gesperrt ist. Fertig. Ich sperre bei der Gelegenheit auch noch alle anderen Third-Party-Domains und bin auch den ganzen Trackerdreck los. Besonders lustig ist allerdings, daß das Layout auf geo.de teilweise auseinanderbricht, wenn man den Tracker "Webtrekk" blockiert. Dann sind einige der Boxen für Bildunterschriften zu klein, so daß der Fließtext darunter schon in der Bildunterschrift beginnt. Aufgrund der Tatsache, daß auch bei geo.de offensichtlich Leute am Werk sind, die von HTML und CSS keine Ahnung haben, schiebe ich das jetzt einfach mal auf deren "Webdesigner" und nicht auf meinen Firefox.

Auch bei geo.de ist der "Zugriffsschutz" also offenbar von Amateuren gebastelt worden, die keine Ahnung davon haben, wie das World Wide Web funktioniert. Und auch hier kann ich nur auf meine Kernforderung zurückkommen: sperrt die Seite einfach für alle nicht registrierten und nicht zahlenden Nutzer, dann kann sich auch keiner mehr "einschleichen". Wollt Ihr nicht? Ihr fürchtet um Eure Einnahmen? Dann habt Ihr schlicht und ergreifend Pech gehabt. Es gibt kein Grundrecht darauf, daß ein Geschäftsmodell funktioniert (auch nicht im Internet). Wenn's mit dem Geld nicht reicht, macht halt einfach zu.

Bei GEO stoßen in diesem Zusammenhang noch weitere Details sauer auf: Möchte man zum Beispiel wissen, was ein Abo der Totholzvariante kostet, muß man insgesamt viermal klicken: 1. "Abo", 2. "GEO - zu den Abos", 3. "GEO - Zum Magazin-Abo", 4. "Abo für mich", und dann werden erst die Abo-Preise angezeigt. Die Papiervariante kostet übrigens 84 Euro pro Jahr, dafür bekommt man 12 Ausgaben per Post frei Haus geliefert. Und, ganz ehrlich, dann soll man für die Website mindestens 260 Euro pro Jahr bezahlen? Da ist mindestens das Komma verrutscht... Und das Digitalabo von GEO kostet als Jahresausgabe 59,99 (also je Ausgabe knapp 5 Euro), als Flex-Abo (jederzeit kündbar) je Ausgabe nur 4,99. Das Flex-Abo ist also aufs Jahr gerechnet einige Cent günstiger und kann im Gegensatz zum Jahresabo auch noch jederzeit gekündigt werden. Wo ist da doch gleich der Vorteil des Jahresabos? Achso, auch da könnt Ihr nicht rechnen, na dann...

Fazit

Sowohl bei bild.de als auch bei geo.de können die Inhalte ohne technischen Aufwand auch ohne Werbung ertragen werden. Gut, bei bild.de sind die Inhalte an sich schon unerträglich, aber es geht mir hier ums Prinzip: Wenn eine Website nicht in der Lage ist, den Zugriff auf zahlende oder registrierte Kundschaft zu beschränken, dann kann (und darf) natürlich jeder Besucher auf die Inhalte zugreifen, das ist das Grundprinzip des WWW seit mehr als 20 Jahren. Ob der Besucher aber auch bereit ist, die zusätzlich offerierte Werbung ebenfalls herunterzuladen und anzusehen, liegt nicht im Ermessen des Inhalteanbieters. Der darf natürlich gerne wild mit den Ärmchen rudern und wütend mit den kleinen Füßchen aufstampfen, das ändert aber nichts daran, daß er den Besucher nicht zum Konsum der Werbung zwingen kann. Zumal die Risiken und Gefahren, die von Werbeservern ausgehen, nicht zu verachten sind. Ich fasse die hier gern noch einmal zusammen: 1. Nervfaktor, 2. Tracking, 3. Sicherheit, 4. Bandbreite, 5. Verhinderung seriöser Geschäftsmodelle. Erst wenn Punkt 1 bis 4 endgültig und nachhaltig erledigt sind oder alternativ ein angemessenes werbe- und trackingfreies Angebot vorliegt, bin ich überhaupt bereit, mit den Anbietern über den Sinn und Zweck von Werbefinanzierung zu diskutieren.

Und bis dahin bleibt mein Adblocker überall an. So einfach ist das.